
Datenanalyse und Datenaustausch im Gesundheitssystem
Das Zukunftslabor Gesundheit entwickelt in seinem Teilprojekt 1 eine zentrale Forschungsplattform zur umfassenden Bereitstellung medizinischer Daten.
Gesundheit ist die Grundlage für das gesamtgesellschaftliche Wohlergehen eines Landes. Um den steigenden Ansprüchen der Bevölkerung weiterhin gerecht zu werden, muss sich die Gesundheitsversorgung allerdings anpassen. Eine zunehmend älter werdende Bevölkerung benötigt eine umfassende Betreuung, die aufgrund des wachsenden Fachkräftemangels in der Pflege immer schwieriger zu gewährleisten ist. Sowohl seltene Krankheitsbilder, die mangels Informationen kaum erforscht sind, als auch chronische Volkskrankheiten, die wegen ihrer weiten Verbreitung nach Lösungen fordern, bedürfen intensiver Forschung. Das Zukunftslabor Gesundheit des ZDIN beschäftigt
Die Forschenden entwickeln anwendungsorientierte Lösungen für ein vernetztes Gesundheitssystem und beziehen sich dabei auf konkrete Praxisfälle. Sie unterteilen ihre Arbeit in drei Teilprojekte. Im ersten Teilprojekt arbeiten die Forschenden an einer Forschungsplattform für die Analyse und den Austausch medizinischer Daten, die von verschiedenen Akteuren im Gesundheitswesen erzeugt werden (ambulante, teilstationäre und stationäre Einrichtungen). Durch die Verknüpfung dieser Daten wird es ermöglicht, Muster im Krankheitsbild einer Person zu erkennen, Rückschlüsse auf Vorerkrankungen zu ziehen und den Gesundheitszustand in einen Gesamtzusammenhang einzuordnen. Infolgedessen werden Diagnosen genauer, Therapien effizienter und somit die Behandlung individueller. Eine umfassende Dateninfrastruktur ist darüber hinaus Voraussetzung für den Einsatz neuer Technologien. Diese können zum Beispiel Daten automatisiert nach Mustern oder Abweichungen durchsuchen und unter Berücksichtigung des Schutzes personenbezogener Daten aufschlüsseln (Privacy-Preserving Data Mining). Solche Technologien werten Daten zügiger aus als Menschen, wodurch eine schnellere Behandlung der Betroffenen möglich wird. Darüber hinaus können große Mengen an Daten verschiedener Patientinnen und Patienten miteinander verglichen werden, um zum Beispiel Volkskrankheiten zu erforschen.
Die Forschenden stehen bei ihrer Arbeit vor der Aufgabe, eine Vielzahl an Daten unterschiedlicher Struktur, Qualität und Herkunft (zum Beispiel Krankenhäuser, Arztpraxen, Kurkliniken) zusammenzuführen, zu strukturieren und zu vernetzen. Außerdem müssen sie den technischen Schutz der Daten gewährleisten. Das betrifft zum einen den Schutz vor absichtlichen Angriffen Dritter (Security), die gezielten Schaden beabsichtigen. Zum anderen handelt es sich um den Schutz personenbezogener Daten vor der Fremdnutzung durch Unbefugte (Privacy). In diesem Zusammenhang spielen die Bestimmungen der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) zur Pseudonymisierung eine wichtige Rolle. Demzufolge muss die Verbindung personenbezogener Daten zu den jeweiligen Personen durch technische und organisatorische Sicherheitsmaßnahmen verschlüsselt werden (sogenannte Funktionale Trennung). Nur explizit autorisierte Parteien dürfen in der Lage sein, mit zusätzlich gesicherten Informationen die Daten den Personen zuzuordnen. Den Praxisbezug stellen die Forschenden her, indem sie zunächst eine Dateninfrastruktur für kardiovaskuläre (das Herz oder die Gefäße betreffende) Erkrankungen entwickeln. Hier wird die Nützlichkeit einer zentralen Plattform für medizinische Daten besonders deutlich: Kardiovaskuläre Erkrankungen sind in Europa die Ursache für über die Hälfte der Todesfälle. Eine Vernetzung umfangreicher Datensätze könnte neue wertvolle Erkenntnisse über den Krankheitsverlauf und mögliche Therapien bringen.
Am Teilprojekt 1 des Zukunftslabors Gesundheit arbeiten Forscher*innen interdisziplinär zusammen. Folgende Personen sind initial an dem Projekt beteiligt:
- Prof. Dr.-Ing. Oliver J. Bott (Hochschule Hannover, Abteilung Information und Kommunikation)
- Prof. Dr. rer. nat. Thomas M. Deserno (TU Braunschweig, Peter L. Reichertz Institut für Medizinische Informatik)
- Prof. Dr.-Ing. Melina Frenken (Jade Hochschule, Institut für Technische Assistenzsysteme)
- Prof. Dr.-Ing. Andreas Hein (Universität Oldenburg, Abteilung Assistenzsysteme und Medizintechnik)
- Prof. Dr. rer. nat. Ursula Hübner (Hochschule Osnabrück, Forschungsgruppe Informatik im Gesundheitswesen)
- Prof. Dr. Dagmar Krefting (Universitätsmedizin Göttingen, Institut für Medizinische Informatik)
- Prof. Dr. med. Dr.-Ing. Michael Marschollek (Medizinische Hochschule Hannover, Peter L. Reichertz Institut für Medizinische Informatik)
- Prof. Dr. techn. Wolfgang Nejdl (Leibniz Universität Hannover, Forschungszentrum L3S)
Das Zukunftslabor Gesundheit arbeitet an innovativen und digitalen Technologien, die die gesundheitliche Prävention und die Genesung von Krankheiten stärken. Das Zukunftslabor Gesundheit hat somit ein umfassendes Ziel vor Augen: eine gesündere Gesellschaft
Beteiligte ZDIN Einrichtungen:
- Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
- Abteilung Assistenzsysteme und Medizintechnik
- Georg-August-Universität Göttingen
- Hochschule Hannover
- Hochschule Osnabrück
- Forschungsgruppe Informatik im Gesundheitswesen
- Jade Hochschule - Wilhelmshaven Oldenburg Elsfleth
- Institut für Technische Assistenzsysteme
- Leibniz Universität Hannover
- Forschungszentrum L3S
- Medizinische Hochschule Hannover
- Technische Universität Braunschweig
- Peter L. Reichertz Institut für Medizinische Informatik
- Universitätsmedizin Göttingen
- Institut für Medizinische Informatik
Beteiligte Wissenschaftler*innen:
- Prof. Dr. med. Dr.-Ing. Michael Marschollek (Leibniz Universität Hannover)
Ansprechperson
Prof. Dr. med. Dr.-Ing. Michael Marschollek
Laufzeit
Beginn: | 01.10.2019 |
Ende: | 30.09.2024 |