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Ein Bauer steht mit einem Laptop vor einem Kuhstall
Foto: © Shutterstock/JP Wallet

Analyse der Datenaufzeichnungen und Datenflüsse in der Landwirtschaft

Das Zukunftslabor Agrar analysiert die Datenaufzeichnungen und Datenflüsse in der Landwirtschaft und greift damit ein akutes Problem im Alltag von Landwirt*innen auf: heterogene, proprietäre Datenmanagement-Lösungen ohne durchgängige Standards.

Das Zukunftslabor Agrar beschäftigt sich mit der Digitalisierung der Landwirtschaft. Dabei untersuchen die Forschenden zwei zentrale Fragestellungen. Zum einen geht es um die „Geschützte Transparenz“, zum anderen um Nachhaltigkeit. Bei der geschützten Transparenz geht es darum, die landwirtschaftlichen Daten zwischen den einzelnen Gliedern des Wertschöpfungsnetzes bedarfsorientiert zu vernetzen und gleichzeitig das nachvollziehbare Interesse der verschiedenen Akteure an der Wahrung ihrer Datenhoheit zu gewährleisten. Die zweite Frage thematisiert die Wirkung der Digitalisierung. Nur wenn sie sich umfassend auf die ökonomische, ökologische und soziale Nachhaltigkeit der Landwirtschaft auswirkt, ist die Digitalisierung sinnvoll und hilfreich.

Eine fundierte Datengrundlage ist die Voraussetzung für eine Autonomisierung landwirtschaftlicher Prozesse. Nur wenn genügend Informationen über Art, Erhebung, Speicherung, Nutzung und Austausch der Daten sowie über Grenzen und Lücken im Datenfluss vorliegen, kann die Autonomisierung erfolgreich sein.
Bild von Jantje Halberstadt
Prof. Dr. Jantje Halberstadt
Leiterin des Teilprojekts „Analyse der Datenaufzeichnungen und Datenflüsse in der Landwirtschaft“

Die Fragen nach der Geschützten Transparenz und der Nachhaltigkeit fließen in drei Teilprojekte ein, mit denen sich die beteiligten wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Partner intensiv beschäftigen. Das erste Teilprojekt analysiert die Datenaufzeichnungen in der Landwirtschaft und untersucht die Datenflüsse. Damit greifen die Forschenden ein reales, akutes Problem im Alltag der Landwirt*innen auf: heterogene, proprietäre Datenmanagement-Lösungen ohne durchgängige Standards. Seit der Einführung von Computern und Sensoren in der Landwirtschaft in den 1980er Jahren steigt die Zahl der Daten kontinuierlich und dynamisch an.

Mit Begriffen wie „Smart Farming“, „Digital Farming“, „e-Farming“, oder „Landwirtschaft 4.0“ wird der Einsatz von modernen Informations- und Kommunikationstechnologien in der Agrarwirtschaft beschrieben, die kontinuierlich Daten erzeugen und in verschiedenen Systemen und Plattformen speichern. Diese Daten aus innerbetrieblichen Sensorsystemen in der Nutztierhaltung und im Pflanzenbau dienen den Landwirten einerseits zur nachhaltigen Betriebsoptimierung. Andererseits dienen sie auch zur Dokumentation und zur Weiterleitung an staatliche Institutionen, wozu landwirtschaftliche Betriebe bezüglich einzelner Informationen gesetzlich oder einzelvertraglich (Stichwort: Handels-Label) verpflichtet sind. Der bürokratische Aufwand ist für die Landwirtschaft und ebenso für die öffentliche Verwaltung schon heute hoch. Mit der steigenden Digitalisierung wird sich das Datenaufkommen in den kommenden Jahren nochmals deutlich erhöhen. Diese Entwicklung wird sich auch in der gesetzlichen Dokumentationspflicht widerspiegeln, da der Gesetzgeber das steigende Datenaufkommen registriert und daraus neue Meldeansprüche ableiten wird. Fehlende Standards und der Einsatz verschiedener Datenmanagement-Lösungen, die untereinander zum Teil inkompatibel sind, erschweren die internen und externen Datenflüsse zusätzlich. Die Entwicklung entsprechender Standards und die Optimierung der Datenflüsse im gesetzlichen Meldewesen sind daher wichtige Aufgaben für die Forschung in der Landwirtschaft.

Die Forschenden dieses Teilprojekts betreiben zunächst eine umfassende Recherche zum Status Quo. Sie analysieren anschließend die aktuelle Datenlage, um etwaige Lücken in der durchgängigen Digitalisierung aufzudecken. Im nächsten Schritt entwickeln sie Konzepte und Lösungen zur Beseitigung der Datenlücken und zum Aufbau einer geschützten Transparenz. Schließlich leiten sie in der abschließenden Phase Anwendungsfälle und konkrete Projektideen ab.

Am Teilprojekt „Analyse der Datenaufzeichnungen und Datenflüsse in der Landwirtschaft“ sind folgende Forschende seit Beginn involviert:

  • Prof. Dr. Ludger Frerichs (Technische Universität Braunschweig, Institut für mobile Maschinen und Nutzfahrzeuge)
  • Prof. Dr. rer. nat. Joachim Hertzberg (Universität Osnabrück, Institut für Informatik)
  • Prof. Dr. Jantje Halberstadt (Universität Vechta, Fakultät I – Wirtschaft und Ethik)
  • Prof. Dr. sc. agr. Engel Hessel (Thünen Institut, Institut für Agrartechnologie) - bis 30.06.2021
  • Prof. Dr. rer. nat. Arno Ruckelshausen (Hochschule Osnabrück, Institut für Physik)
  • Dr. rer. nat. Stefan Stiene (Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz, Planbasierte Robotersteuerung)
  • Dr. Verena Otter (Georg-August-Universität Göttingen, Lehrstuhl Betriebswirtschaftslehre des Agribusiness)
  • Prof. Dr. Christina Umstätter (Thünen Institut, Institut für Agrartechnologie) - seit 01.07.2021
  • Prof. Dr. Jens Karl Wegener (Julius-Kühn-Institut, Institut für Anwendungstechnik im Pflanzenschutz)


Das Zukunftslabor Agrar untersucht sowohl technische als auch gesellschaftliche Auswirkungen, die eine Digitalisierung der Landwirtschaft mit sich bringt. Insbesondere für ein Land wie Niedersachsen, das stark agrarisch geprägt ist und über eine exportstarke Agrar-, Land- und Stalltechnikindustrie verfügt, ist die Digitalisierung von großer Bedeutung. Die intensive Auseinandersetzung mit der Geschützten Transparenz und der umfassenden Nachhaltigkeit bietet die Chance, die internationale Sichtbarkeit Niedersachsens zur Digitalisierung der Landwirtschaft zu erhöhen.

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