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Jetzt anmeldenAm 24.07.2020 fand die Gesamtkonferenz des Zukunftslabors Gesundheit statt. Darin berichteten die Leitenden der drei Teilprojekte über ihre Fortschritte. Insgesamt nahmen 20 Forscher*innen aus zehn wissenschaftlichen Einrichtungen an der digitalen Konferenz teil.
Dr.-Ing. Klaus-Hendrik Wolf, der Leiter des Teilprojekts „Datenanalyse und Datenaustausch“, informierte die Anwesenden über die Forschungsdatenplattform, an dem die Wissenschaftler*innen des Teilprojektes arbeiten. Dabei handelt es sich um einen Pool medizinischer Daten, die für die Forschung genutzt werden können. Das Ziel ist es, Forscher*innen für ihre wissenschaftlichen Untersuchungen eine Datengrundlage zur Verfügung zu stellen, um so ein lernendes Gesundheitswesen zu ermöglichen. Bereits anderswo vorhandene Forschungsdaten werden nutzbar gemacht und aufwändige Mehrfacherhebungen von Daten entfallen. Damit sich die Forschenden über Art und Qualität der Daten informieren können, ist eine Beschreibung der Daten erforderlich. Deshalb haben die Beteiligten des Zukunftslabors Templates für die Beschreibung der Datensätze entwickelt, sogenannte Datenbestandssteckbriefe. Diese Steckbriefe geben allgemeine Informationen zu den medizinischen Daten (z. B. Sind die Daten frei verfügbar oder kostenpflichtig? Mit welchen Methoden wurden die Daten erhoben? In welcher Form liegen die Daten vor?) und spezifische Informationen (z. B. Wurde der Blutdruck gemessen?). Anhand dieser Grundlage können sich Wissenschaftler*innen einen Überblick verschaffen, ob die Datensätze für ihre Untersuchungen relevant sind. Die Forschenden des Zukunftslabors wenden diese Steckbriefe auf die Datensätze an, die ihnen ihre Partner zur Verfügung stellen um thematisch und Lizenzrechtlich geeignete Datensätze zu identifizieren sowie den Bedarf an Datenmanagement zu klären. Da der Datenschutz sensibler Gesundheitsdaten von hoher Bedeutung ist, werden mithilfe der ersten identifizierten Datensätze Methoden der privatheitsbewahrenden Datenanalyse entwickelt und in die Forschungsdatenplattform integriert. Langfristig wird ein umfangreicher und strukturierter Datenschatz für medizinische Auswertungen entstehen.
Das Teilprojekt „Sensorik in patientennaher Umgebung“ fokussiert digitale Technologien, die im Umfeld von Patient*innen eingesetzt und zur Auswertung medizinischer Daten genutzt werden (z. B. EKG-Sensoren in Sesseln zur kontinuierlichen Überwachung der Vitalparameter). In der Konferenz berichtete der Leiter des Teilprojekts, Prof. Thomas Deserno, über die aktuellen Untersuchungsgegenstände: Die Forscher*innen analysieren, wie Bewegungsmuster von Menschen erkannt und zur medizinischen Auswertung verwendet werden können. Weiterhin wird an multi-sensorischer Sturzerkennung geforscht, wozu auch optische Sensoren (Kameras) eingesetzt werden können. Diese liefern jedoch kein Bild, sondern Personen werden noch in der Kamera aus den einzelnen Frames extrahiert und zu "Strichmännchen" abstrahiert, die in Form von Koordinatenlisten vom Sensor bereitgestellt werden. Verschiedene Farben kodieren verschiedene Personen im Raum. So bleibt die Privatsphäre erhalten. Dies personenspezifische Auswertung vieler Sensordaten liefert dann Hinweise auf ungewöhnliche Situationen sowie spezielle Events, wie z.B. einen Sturz. In diesem Zusammenhang arbeiten die Forschenden auch an der Anfälligkeit solcher Sensoren und der Auswertung der Daten für Störungen. Sie dürfen in Notsituationen nicht ausfallen, da Patienten und Anwender auf die korrekte Funktion solcher Notfallsysteme vertrauen können müssen. Die IT-Infrastruktur für die Sensorik in patientennaher Umgebung ist die Grundlage für zukünftige patientendienliche „Smart-Home“-Systeme. Diese Infrastruktur soll auf dem BASIS System basieren, das an der TU Braunschweig bereits entwickelt wurde. Medizinische Sensoren werden hierin mittels Mini-Computer integriert, wie z.B. den Raspberry Pi. Alle in der Wohnung aufgenommenen Daten verbleiben in dieser. Ein Rechner im Sicherungskasten übernimmt die Speicherung und Auswertung, und generiert im Notfall einen Alarm.
Prof. Oliver J. Bott, Ansprechpartner des Teilprojekts „Aus-, Fort- und Weiterbildung“, informierte die Teilnehmenden über die aktuellen Entwicklungen des Bereichs, der durch COVID-19 und die damit einhergehende Digitalisierung der Lehre einen deutlichen Aufschwung erfahren hat. Konzepte zur Online-Bildung sind deutlich stärker gefragt als bisher. Diese Entwicklung berücksichtigen die Forschenden bei der Erstellung eines didaktischen Konzepts für online-basierte Wissensvermittlung. Zunächst haben die Forscher*innen vier Zielgruppen für ihr Projekt identifiziert: Patient*innen und Betroffene, Vertreter*innen der Gesundheitsberufe, Medizininformatiker*innen und Vertreter*innen verwandter Berufe sowie Bürger*innen und die interessierte Öffentlichkeit. Da diese Zielgruppen unterschiedliche sozio- und psychografische Merkmale aufweisen, haben sich die Wissenschaftler*innen des Zukunftslabors mit den Bedürfnissen und den Ansprüchen der Zielgruppen auseinandergesetzt und diese kategorisiert (z. B. Lerntyp, Bezug zur Medizin, Umgang mit digitalen Technologien). Im nächsten Schritt werden passende Formate für die Online-Wissensvermittlung analysiert wie z. B. Lernvideos, interaktive Seminare und in ein Phasenkonzept für die Online-Lehre überführt und eine geeignete Online-Wissensvermittlungsplattform ausgewählt und bereitgestellt. Weiterhin begonnen wurden die Entwicklung einer Physiotherapie-App zur Vermittlung von Kompetenzen zur effektiven Durchführung physiotherapeutischer Übungen an Patienten_innen nach operativen Eingriffen sowie die kooperative Entwicklung eines Curriculums zur interdisziplinären, online-basierten Weiterbildung von Health-Professionals auf dem Gebiet der
Analyse medizinischer Daten.
Die Gesamtkonferenz des Zukunftslabors Gesundheit findet quartalsweise statt und informiert die beteiligten Wissenschaftler*innen über die Tätigkeiten und Fortschritte der anderen Teilprojekte.