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Jetzt anmelden21.12.2020
Am 15.12.2020 startete das Zukunftslabor Agrar seine virtuelle Konferenzreihe mit Wissenschaftler*innen, Unternehmer*innen und Expert*innen zu ausgewählten Themen und Entwicklungen in den Projekten des Zukunftslabors. Einmal im Monat geht es um die mit der Digitalisierung zusammenhängenden Chancen, Hindernisse, Herausforderungen und Veränderungen für die Landwirtschaft.
Die erste Veranstaltung fand in Form einer Podiumsdiskussion statt, an der Staatssekretär Prof. Dr. Ludwig Theuvsen (Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz), Dr. Johannes Sonnen (DKE Data GmbH & Co. KG, Product Management), Claus-Friso Gellermann (Nordzucker AG, Head of Agri Consulting & Shared Agri Services) und Dr. Peter Pascher (Deutscher Bauernverband e.V., Leiter Betriebswirtschaft, Ländlicher Raum, Landtechnik, Forstwirtschaft, Agrarforschung, Digitalisierung) teilnahmen. Moderiert wurde die Diskussion von Dr. Verena Otter (Assistant Professor Wageningen University & Research, Business Management & Organisation, Niederlande).
Zu Beginn der Veranstaltung hielt Dr. Louisa von Plettenberg (Georg-August-Universität Göttingen, Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung) einen Impulsvortrag zur Diffusion digitaler Technologien und Innovationen:
73 Prozent der Landwirtinnen und Landwirte sehen Digitalisierung als große Chance, nachhaltiger wirtschaften zu können. Sie verstehen digitale Technologien als Treiber für mehr Tierwohl und Umweltschutz. Andersherum kann Nachhaltigkeit auch die Entwicklung innovativer Methoden für die Landwirtschaft fördern.
Anschließend an den Impulsvortrag teilten die Teilnehmenden der Podiumsdiskussion ihre Ansichten bezüglich digitaler Technologien in der Landwirtschaft mit. Staatssekretär Theuvsen vertrat die Meinung, die Digitalisierung der Agrarbranche stehe noch am Anfang und werde zunehmend an Fahrt aufnehmen. Smart Farming Technologien könnten zwar nicht alle Probleme der Landwirtschaft lösen, aber einen wichtigen Beitrag dazu leisten. Darüber hinaus müsse die benötigte Software leicht zu handhaben sein, um Landwirt*innen zu entlasten. Theuvsen äußerte zudem, dass das Aus- und Weiterbildungskonzept landwirtschaftlicher Studiengänge angepasst werden müsse, um belastbare Studienergebnisse zu Smart Farming Technologien zu erhalten.
Darauf stieg Dr. Sonnen ein und sprach sich dafür aus, Studien über Nutzen und Kosten der Technologien zu erstellen und Landwirt*innen zur Verfügung zu stellen. In diesem Zusammenhang sei auch die berufliche Ausbildung im landwirtschaftlichen Bereich anzupassen. Dr. Sonnen stellte zudem fest, dass die Bundesregierung bereits die Entwicklung von Software fördere, aber nicht die erforderliche Hardware für die Betriebe. Daher lohne es sich für kleinere Betriebe wirtschaftlich kaum, digitale Technologien einzusetzen. Hier müsse eine gemeinsame Lösung gefunden werden.
Dies ergänzte Herr Gellermann in seinem Statement. Der Nutzen digitaler Technologie müsse entlang der Wertschöpfungskette sichtbar gemacht werden und die Effizienzsteigerung allen Stakeholdern zugutekommen. Der Nutzen sei der zentrale Wirkungshebel: Wenn Landwirt*innen einen Vorteil durch Digitalisierung erkennen, werden sie diese auch anwenden. Aus Sicht der Landwirt*innen fügte Dr. Pascher hinzu, dass sich die Digitalisierung rechnen müsse. Daten zu erfassen und auszuwerten müsse einen Vorteil verschaffen. Außerdem plädierte er dafür, das 5G-Netz flächendeckend auszubauen, damit die Technologien auch funktionierten.
Im Anschluss an die Eingangsstatements regte Moderatorin Dr. Otter zur Diskussion zu den drei Säulen der Nachhaltigkeit an: die ökologische, ökonomische und soziale Perspektive auf eine nachhaltige Landwirtschaft in Verbindung mit digitalen Technologien.
Unter ökologischen Aspekten verstanden die Teilnehmenden Tierwohl, Pflanzen- und Umweltschutz, Biodiversität, Emissionsreduktion und allgemein Ressourcenschutz. Wenn es darum ginge, die Vorteile der Digitalisierung für die ökologische Nachhaltigkeit zu ermitteln, müsse in Wertschöpfungsketten gedacht werden, nicht nur in einzelnen Prozessen. Außerdem sei die Datenhoheit der Landwirt*innen wichtig. Dennoch müssten die erhobenen Daten den Stakeholdern der Wertschöpfungskette auch zugänglich gemacht werden, um sie sinnvoll nutzen zu können. In dem Zusammenhang gäbe es bereits Forschungs- und Entwicklungsprojekte, die an einer zentralen Speicherung der Daten arbeiten. Entscheidend sei ein flächendeckendes Mobilfunknetz.
Hinsichtlich der ökonomischen Perspektive waren sich die Diskutanten einig, dass bundesweite und internationale Forschungskooperationen mehr bewegen könnten als kleine Projekte und Vorhaben. Ein Austausch mit Key Playern könne dazu breitragen, unterschiedliche Blickwinkel auf neue Geschäftsmodelle einzuholen. Ein neues Fraunhofer Forschungszentrum für Biogene Wertschöpfung und Smart Farming sei gerade in Gründung das eine vernetzende und koordinierende Funktion wahrnehmen und den Anschluss an Megatrends im Auge behalten soll.
Im Bereich der sozialen Nachhaltigkeitsdimension brachten die Teilnehmenden der Podiumsdiskussion unterschiedliche Aspekte ein: Dr. Pascher stellte fest, dass die Gesellschaft keine gesünderen Lebensmittel benötige, sondern gesündere Produktionsweisen. Staatssekretär Theuvsen vertrat die Meinung, dass Digitalisierung die Arbeit in der Landwirtschaft attraktiver machen und dem Personalmangel entgegenwirken könne. Dr. Sonnen ging auf die Sichtweise der Bürger*innen ein: Insbesondere den Pflanzenschutz sehe die Bevölkerung kritisch. Hier fehle es an Kommunikation, um wieder mehr Akzeptanz und Vertrauen für die Qualität der deutschen Lebensmittel zu schaffen. Herr Gellermann merkte an, dass bei allen Anstrengungen zur sozialen Nachhaltigkeit die Wertschöpfung in der Landwirtschaft wirtschaftlich gehalten werden müsse.
Die Podiumsdiskussion lebte nicht nur von den Beiträgen der Diskutanten, sondern auch von den Fragen und Anmerkungen der Zuschauer*innen. Sie thematisierten die Anpassung von Ausbildungsinhalten in Bezug auf Produktionstechnik, die Anschlussfähigkeit wissenschaftlicher Forschung an die tägliche Praxis in Betrieben und die Optimierung der Flächenausbringung.
Moderatorin Dr. Otter beendete die Auftaktveranstaltung der Konferenzreihe mit folgenden Worten:
Es ist wichtig, alle drei Säulen der Nachhaltigkeit zu betrachten, da sie alle zusammenhängen. Die Transparenz und Verfügbarkeit von Daten wirkt sich auf die wirtschaftliche Optimierung des landwirtschaftlichen Betriebes aus. Wie digitale Technologien in der Praxis eingesetzt werden und was sie bewirken, beeinflusst die Akzeptanz in der Bevölkerung.
An der monatlichen Veranstaltungsreihe des Zukunftslabors Agrar können sich alle beteiligen, die sich für digitale Innovationen in der Landwirtschaft interessieren. Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Der nächste Termin wird zeitnah auf der Website des ZDIN veröffentlicht.
Ansprechpartnerin für redaktionelle Rückfragen:
Kira Konrad B. A.
Marketing & Kommunikation
Zentrum für digitale Innovationen Niedersachsen (ZDIN)
Am OFFIS – Institut für Informatik, Escherweg 2, 26121 Oldenburg – Germany
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