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Jetzt anmelden10.08.2023
Autonomes Fahren ist ein wichtiger Bestandteil des zukünftigen Mobilitätssystems. Es ist eingebettet in ein umfangreiches Geflecht verschiedener Faktoren, die die Mobilität der Zukunft beeinflussen. Sowohl der private als auch der industrielle Verkehr werden sich rasant verändern. In Zukunftsszenarien können relevante Faktoren, Abhängigkeiten und Wechselwirkungen betrachtet werden. Im vorigen Jahr hatten die Wissenschaftler*innen des Zukunftslabors Mobilität Zukunftsszenarien für den industriellen Verkehr erstellt. 2022 beschäftigten sie sich mit Szenarien für die private/öffentliche Mobilitätsnutzung. Das Ziel ist, grundlegende Erkenntnisse für die Planung zukünftiger Mobilitätslösungen zu erhalten. Dies schließt unterschiedliche Einflussbereiche und Wechselwirkungen aus Gesellschaft, Technologie, Wirtschaft, Umwelt und Politik ein.
Zunächst überprüften die Wissenschaftler*innen anhand des Tools „Trendmanager“, ob die ermittelten Einflussbereiche zutreffen. Das Tool analysiert Trends auf Basis internationaler Internetseiten. Die Auswertung ergab, dass die genannten Einflussbereiche für zukünftige Mobilitätslösungen relevant sind. Allerdings muss der Schlüsselfaktor „Medien“, der bisher dem Einflussbereich „Gesellschaft“ untergeordnet war, separat betrachtet werden – als weiterer Einflussbereich. Denn er hat einen sehr hohen Stellenwert und beeinflusst andere Bereiche enorm. Demzufolge gehen die Wissenschaftler*innen nun von sechs Einflussbereichen aus: Medien, Gesellschaft, Technologie, Wirtschaft, Umwelt und Politik.
Bei der Erstellung der Zukunftsszenarien gehen die Wissenschaftler*innen von zwei Extremszenarien aus, die eintreffen könnten: Das positive Extremszenario beschreibt ein Zeitalter technologischer, vernetzter Kommunikation in der Mobilität. Das negative Extremszenario beschreibt ein Zeitalter der verpassten Chancen. Ein realistischer Mittelweg ist das Trendszenario – das grüne und digitale Zeitalter, das von Automatisierung und zentralem Verkehrsmanagement geprägt ist. Für dieses Trendszenario analysierten die Wissenschaftler*innen die gesellschaftliche Struktur (Geburtenrate, Anzahl Senior*innen und Erwerbstätige, Immigration und Auswanderung) in Deutschland ab dem Jahr 2035. Darüber hinaus ermittelten sie die Wohnortentwicklung, die Fahrzeugnutzung, die Werteorientierung und das Mobilitätsgefühl der Menschen.
Dabei stellten sie fest, dass in der Stadt mehr Personen wohnen werden als auf dem Land, vor allem Jüngere. Junge Familien werden sich vermehrt in der Vorstadt ansiedeln. Der Trend wird dazu gehen, Fahrzeuge nicht mehr zu kaufen, sondern gemeinschaftlich zu nutzen (Sharing-Angebote). Mit dem steigenden Umweltbewusstsein wird sich auch die Lebensqualität verbessern. Die Sicherheit persönlicher Daten wird den Menschen immer wichtiger werden.
Neben den gesellschaftlichen Strukturen untersuchten die Wissenschaftler*innen auch den Einflussbereich Technologie. Sie fanden heraus, dass insbesondere folgende Schlüsselfaktoren die Technologie im Personenverkehr beeinflussen werden: Energie (z. B. Ausbau von Smart Grids, überwiegend erneuerbare Energien), intelligente Mobilitätsträger (z. B. Erhöhung der batteriebetriebenen Fahrzeuge, Ausbau der Sharing-Angebote), digitale Infrastruktur (z. B. intelligente Verkehrssteuerung, leistungsfähige Dateninfrastruktur), Daten und Visualisierung (z. B. Künstliche Intelligenz, Quantencomputer), Urbanisierung/Stadtentwicklung (z. B. klimagerechte Städte, Smart Cities), Sicherheit (z. B. Absicherung von Fahrfunktionen, Cyber Security bei intelligenten Transportsystemen) sowie neue Materialien/neues Design (z. B. Einsatz intelligenter Lacke, Materialien auf Basis biogener Ressourcen).
Damit wir uns das Nutzungsverhalten der verschiedenen Personengruppen besser vorstellen können, erstellten wir sog. Personas. Dabei handelt es sich um fiktive Menschen, die eine bestimmte Zielgruppe veranschaulichen. Indem man ihnen demografischen Daten, familiäre und berufliche Verhältnisse sowie Interessen zuschreibt, werden ihre Vorlieben, Wertvorstellungen und Verhaltensweisen deutlich. Dadurch wird es einfacher, sich ihr Mobilitätsverhalten vorzustellen und Geschäftsmodelle zu identifizieren.
Für das kommende Jahr planen die Wissenschaftler*innen, ihre Ergebnisse zu modellieren und zu simulieren, um Zusammenhänge und Wechselwirkungen zu veranschaulichen. Zudem werden sie das Szenario zum Personenverkehr mit dem Szenario der Logistikbranche, welches 2021 erarbeitet wurde, vergleichen und Zusammenhänge prüfen.