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Jetzt anmelden16.12.2021
Der vierte „Digitaltalk Niedersachsen“ des ZDIN thematisierte die Digitalisierung der Produktion, insbesondere bei kleinen und mittelständischen Unternehmen. Die Veranstaltung fand am 09.12.2021 statt und wurde live aus dem Coworking-Space Hafven in Hannover gestreamt. Aufgrund der hohen Corona-Inzidenzwerte waren dieses Mal keine Gäste vor Ort. Die Moderatorin und die Referenten nahmen unter Berücksichtigung der 2G-Plus-Regelung teil.
Gastgeber des Abends war das Zukunftslabor Produktion, dessen Sprecher die Veranstaltung offiziell eröffnete:
Ein großer Trend ist die Herstellung individueller, maßgeschneiderter Produkte, die den speziellen Vorstellungen von Kundinnen und Kunden entsprechen. Das stellt viele Herausforderungen an die industrielle Fertigung. In unserem Zukunftslabor schauen wir uns eine Prozesskette an, bei der es um die Herstellung von individuellen Produkte geht: den Werkzeug- und Formenbau für Gussbauteile aus Aluminium. Die Produktion der Gießform ist sehr aufwändig und kostenintensiv. Unser Ziel ist es, die Produktion zu vernetzen und intelligent zu optimieren. Dadurch können Ressourcen eingespart werden, sowohl Zeit als auch Material und Kosten. Neben diesen fachlichen Inhalten dient unser Zukunftslabor auch als Plattform für wissenschaftliche und wirtschaftliche Akteure Niedersachsens, die sich vernetzen und austauschen.
Moderatorin Katharina Guleikoff hatte vier Experten aus Forschung und Praxis zu Gast: Dr.-Ing. Jan Hendrik Dege (Abteilungsleiter NC-Programmierung und –Technologie bei der Premium Aerotec GmbH in Varel), Dr.-Ing. Georg Leuteritz (Projektleiter für Produktionstechnologien bei der hannoverimpuls GmbH), Dr. Marco Lewandowski (Geschäftsführer der SWMS Consulting GmbH) sowie Prof. Dr.-Ing. Christoph Wunck (Professor für Wirtschaftsinformatik an der Hochschule Emden/Leer).
Zentrale Frage des Abends war, welche Möglichkeiten insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) haben, ihre Produktion zu digitalisieren. Dabei ging es um die Digitalisierung im Allgemeinen und um den Einsatz Künstlicher Intelligenz im Speziellen. Außerdem diskutieren die Referenten, wie sich umfangreiche Digitalisierungsprozesse auf die Beschäftigten auswirken.
Digitalisierung in kleinen und mittelständischen Unternehmen
Die größte Herausforderung für KMU besteht laut Dr.-Ing. Leuteritz in der Komplexität. Der Markt biete viele Möglichkeiten, sodass sich die Unternehmen zunächst einen Überblick verschaffen müssten. Der aktuelle Stand zur Industrie 4.0 in niedersächsischen Produktionsfirmen sei ganz unterschiedlich. Einige seien schon sehr weit, andere hätten noch nicht begonnen. Hier müsse zunächst die Frage nach der Ursache geklärt werden. Fehlen eventuell Ressourcen, um die Digitalisierung anzustoßen? Müssen einige Unternehmen ggf. noch mehr sensibilisiert werden für die Potenziale der Digitalisierung? Dr.-Ing. Leuteritz wies darauf hin, dass die Wirtschaftsförderung „hannoverimpuls“ dabei helfe, mögliche Digitalisierungsansätze und passende Fördergelder zu finden.
Dr. Lewandowski machte deutlich, dass es auch niedrigschwellige Möglichkeiten für den Einstieg in die Industrie 4.0 gäbe. Es sollte nicht primär um den Kostengedanken gehen, sondern um die intrinsische Motivation, Prozesse zu digitalisieren. Nur wenn die Unternehmenskultur und die Geschäftsführung Innovationsgedanken zuließen, könne Digitalisierung erfolgreich sein. Als Berater unterstütze er dabei, erste Ideen weiterzuentwickeln und passende Tools und Produkte zu finden. Prof. Denkena weist auf ein einzigartiges Bundesprojekt hin, das Mittelstand-Digital Kompetenzzentren bereits seit 2015 fördet. Diese Zentren unterstützen den Mittelstand kostenfrei bei der Digitalisierung. Eines dieser Zentren ist in Hannover ansässig, aber niedersachsenweit aktiv.
Digitale Kompetenzen und Fachkräfte
Ergänzend äußerte Prof. Wunck, dass weiterhin die Unternehmensziele im Vordergrund stehen müssten. Digitalisierung sei keine Antwort auf alles. Wenn sie nicht zu den Zielen passe, dann sei sie zwecklos. Um entscheiden zu können, wann und in welchem Umfang Digitalisierung hilfreich sei, benötige es entsprechende Fachkräfte bzw. digitale Kompetenzen im Unternehmen. Diese können nicht durch Algorithmen ersetzt werden. Das Knowhow der Mitarbeiter*innen sei weiterhin ein wertvolles Kapital. Um dieses zukünftig noch weiterhin zu stärken, sei es erforderlich, Nachwuchskräften Inhalte aus der Informatik, dem Maschinenbau und der Elektrotechnik zu vermitteln. Ein breites Hintergrundwissen mit gezielter Vertiefung werde immer wichtiger.
Dr.-Ing. Dege stimmte zu, dass Digitalisierung kein Selbstzweck sein sollte, sondern gewinnbringend einzusetzen sei. Sie müsse vor allem für die Beschäftigten Vorteile bringen, z. B. indem Arbeitsschritte erleichtert werden. Wichtig dabei sei, Mitarbeiter*innen aus dem Unternehmen in die Digitalisierungsprozesse einzubeziehen. Anhand eines Beispiels von Premium Aerotec erklärte er, dass die Verzahnung erfahrener Beschäftigter und spezialisierter Fachkräfte erforderlich sei. Für die Digitalisierung eines Prozesses mithilfe Künstlicher Intelligenz habe die Firma externe Expertise eingestellt und in einem Team langjähriger Mitarbeiter*innen eingegliedert. Nach anfänglicher Skepsis seitens der langjährigen Mitarbeiter*innen sei schnell der Mehrwert deutlich geworden und durch die enge Verzahnung sei das Projekt erfolgreich eingeführt worden.
Zum Abschluss bedankte sich Prof. Denkena für die interessante Diskussion und überreichte den Referenten ein kleines Gastgeschenk. Moderatorin Guleikoff lud das Publikum zu den nächsten Veranstaltungen des „Digitaltalk Niedersachsen“ ein:
Save the date
Die Diskussion zum Thema „Digitalisierung in der Produktion – Übernehmen Algorithmen die Entscheidungen?“ wird zeitnah auf dem YouTube-Kanal des ZDIN veröffentlicht.
Ansprechpartnerin für redaktionelle Rückfragen:
Kira Konrad B. A.
Marketing & Kommunikation
Zentrum für digitale Innovationen Niedersachsen (ZDIN)
Am OFFIS – Institut für Informatik, Escherweg 2, 26121 Oldenburg – Germany
Tel: 0441 9722-435
E-Mail: kira.konrad@zdin.de
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