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Jetzt anmelden09.12.2020
Inwiefern hilft Digitalisierung dabei, Mobilität nachhaltig zu gestalten? Dieser Frage ging das Online-Seminar „Digitalisierung für nachhaltige Mobilität“ am 4. Dezember 2020 nach. Die Veranstaltung fand im Rahmen der digitalen Konferenzreihe „nachhaltig digital – digital nachhaltig“ statt, die von der Georg-August-Universität Göttingen, der Stiftung Adam von Trott und der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler organisiert wird. Prof. Dr.-Ing. Marcus Baum, Institut für Informatik der Georg-August-Universität Göttingen, moderierte die virtuelle Veranstaltung. Im Zukunftslabor Mobilität beschäftigt er sich mit der Erfassung, Analyse und Fusion mobilitätsbezogener Daten (Smart Mobility Data Handling).
Die Digitalisierung der Mobilität bietet grundlegend neue Möglichkeiten zur Bewältigung des steigenden Verkehrsaufkommens, zum Beispiel im Rahmen von automatisierten Fahrzeugen oder Carsharing-Diensten. Eine zentrale Herausforderung dabei ist die Entwicklung von energieeffizienten und umweltverträglichen Verkehrssystemen. In diesem Zusammenhang beschäftigt sich die Veranstaltung mit der Frage, inwiefern die Digitalisierung dabei hilft, Mobilität nachhaltig zu gestalten.
Nach der Begrüßung und Einführung ins Thema übergab Prof. Dr.-Ing. Baum an Prof. Dr. Michael Ortgiese, Fachgebiet Verkehrs- und Mobilitätsmanagement an der Technische Universität Berlin und Deutsches Institut für Luft- und Raumfahrt (assoziierter Partner des ZDIN). Prof. Dr. Ortgiese gab den Teilnehmenden einen Einblick in das Reallab HH, das sich mit digitalen Lösungen und Geschäftsmodellen für eine zukunftsfähige Mobilität beschäftigt. Zunächst geht es dabei um die Frage, wie Städte und Industrie gemeinsam Traffic-Lösungen entwickeln und das Verkehrsmanagement umweltsensitiv gestalten können. Wichtig ist hierbei ein Gesamtkonzept, das Mobilitätsplattformen, Datensouveränität, automatisierte Fahrzeuge, etc. miteinander verknüpft. Des Weiteren werden Indizes nötig sein, die das Mobilitätsverhalten für saubere, leisere und stressfreiere Städte messen. Dazu zählen z. B. die Verkehrsleistung (Anzahl der Wege * zurückgelegte Strecke für einen Weg), die Wirtschaftlichkeit des Mobilitätskonzepts sowie Umweltschutz und Stadtentwicklung. Darüber hinaus wird das Reallab HH Verkehrskonzepte für den ländlichen Raum konzipieren und die Rolle der Kommunen in diesem Zusammenhang definieren. Schließlich geht es darum, Unterstützungsmöglichkeiten für Bund, Länder und Wirtschaftspartner bei der Mobilitätswende zu schaffen. Mithilfe eines Simulationsmodells sollen die wichtigsten Aspekte und ihre wechselseitigen Einflüsse aufeinander dargestellt werden, sodass ein Gesamtbild entsteht und Maßnahmen abgeleitet werden können.
Den zweiten Impulsvortrag hielt Michael Patscheke, Max-Plank-Institut für Dynamik und Selbstorganisation Göttingen. Patscheke stellte das Projekt EcoBus vor, bei dem er als Mobilitätsmanager involviert ist. Ziel des Projekt ist es, das Angebot des öffentlichen Personennahverkehrs attraktiver zu machen und damit Einzelfahrten mit dem PKW zu verringern. EcoBus ist ein sogenanntes Ridepooling-System, das Personen mit ähnlichem Start und Ziel zusammenführt und mit bedarfsgesteuerten Kleinbussen transportiert. Dabei bleiben die Vorteile eines privaten PKW (Tür-zu-Tür-Transport, flexible Abfahrtzeiten) erhalten. Über eine App geben Personen Fahrtwunsch und Fahrtzeit ein. Ein Algorithmus kalkuliert die Fahrten aller User und verknüpft diese miteinander. Der Algorithmus bindet auch die Fahrpläne öffentlicher Verkehrsmitteln ein, sodass unterschiedliche Verkehrsmittel kombiniert werden können. Ergebnisse einer Pilotstudie im Harz zeigen, dass das System wahrgenommen wird (jede*r siebte Bewohner*in der Region hatte die App heruntergeladen). Außerdem stellte sich heraus, dass der EcoBus attraktiver ist als Sammeltaxen und vor allem für die letzte Meile genutzt wird, wo der öffentliche Personennahverkehr nicht im Einsatz ist. Zudem wurde deutlich, dass das Gebiet eines EcoBus räumlich eingeschränkt sein muss (z. B. auf eine Gemeinde beschränkt), um rentabel zu sein. Zukünftig könnte der EcoBus auch als autonomes Fahrzeug eingesetzt werden, um Kosten zu sparen. Außerdem wäre der Einsatz Künstlicher Intelligenz hilfreich, um die Performance selbstlernend zu verbessern.
Die Veranstaltung machte deutlich, dass auf verschiedene Wegen ein Beitrag zur Ermöglichung der Mobilitätswende geleistet werden kann.
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