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Jetzt anmelden12.02.2021
Drei Beiträge in einer Stunde – Die Motivation des Zukunftslabors Gesundheit war hoch, sich an den ersten SNIC Innovationstagen zu beteiligen – eine virtuelle Messe des Südniedersachsen InnovationsCampus (SNIC) und der Universität Göttingen. Die Messe fand am 26.01.2021 digital statt und informierte über die Themen „Innovative Forschung“, „Gründung“, „Kooperation“, „Coworking“ und „Kreativwirtschaft“. Studierende, Forscher*innen, Gründungsinteressierte sowie Vertreter*innen von Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen waren eingeladen, teilzunehmen.
Den ersten Vortrag aus dem Zukunftslabor Gesundheit hielt Prof. Dr.-Ing. Bodo Rosenhahn, Leibniz Universität Hannover. Unter der Überschrift „3D Human Pose Estimation from Monocular 2D Images“ erklärte er den Teilnehmenden, weshalb er versucht, Computern das Sehen beizubringen. Damit meint er, dass Computer semantisch relevante Informationen aus einem digitalen Signal erkennen. Als Beispiel zeigte er ein Bild aus schwarzen und weißen Elementen, das einen Dalmatiner darstellt. Menschen können nach einer kurzen Zeit den Hund erkennen, Computer müssen dazu befähigt werden. Gleiches gilt für ein zweites Beispiel, bei dem es aussieht, als ob ein Mann auf einer Flasche stünde. Bei näherer Betrachtung realisiert der Mensch, dass die Person weiter hinten im Bild steht und die Flasche im Vordergrund ist. Auch dies stellt Computer vor Herausforderungen.
Doch warum ist das wichtig und was hat das mit der Digitalisierung des Gesundheitswesens zu tun? Kameras oder Sensoren können im Umfeld von Patient*innen aufgestellt werden und medizinisch bedenkliche Bewegungsmuster identifizieren. Als bedenkliches Bewegungsmuster zählt z. B. ein schiefer Gang nach einer Operation an der Hüfte oder eine gesundheitsschädigende Haltung beim Pflegen von Angehörigen. Hierfür ist es hilfreich, wenn Computer menschliche Bewegung erkennen und auswerten können. Die Schwierigkeit besteht in der Vielzahl der Informationen: Der Mensch kann sich sehr vielseitig bewegen, sieht unterschiedlich aus, trägt wechselnde Kleidung, bewegt sich draußen und drinnen, usw. Diese Variablen muss der Computer richtig erkennen und auswerten können.
Der zweite Vortrag lautete: „Digitalisierung in Fort- und Weiterbildung im Kontext Corona – Die Corona-Pandemie als Treiber?“ Darin zeigte Prof. Dr.-Ing. Oliver J. Bott, Hochschule Hannover, den Stellenwert der Digitalisierung in Bildungseinrichtungen auf – vor und seit der Corona-Pandemie. Er hielt fest, dass die digitale Bildung in Hochschulen schon vor der Pandemie einen insbesondere in Bezug auf die allgemeinbildenden Schulen vergleichsweise hohen Stellenwert hatte. So waren 2019 beispielsweise bereits ca. 85 Prozent der Hochschulen mit Plattformen für die digitale Lehre ausgestattet. Den Hochschulen ist es dadurch laut einer Umfrage gelungen, den Anteil digitaler Lehrangebote seit dem ersten Lockdown im Sommersemester 2020 von 12 Prozent auf 91 Prozent zu steigern, dies allerdings zu dem Preis, dass die Studierenden mit den so kurzfristig geschaffenen Online-Angeboten insgesamt deutlich weniger zufrieden waren. Das zeigt, dass die didaktischen Konzepte nicht ausreichend für die Online-Lehre vorbereitet waren. Dies ist auch im Zukunftslabor Gesundheit ein zentrales Thema. Hier entwickeln die Wissenschaftler*innen ein didaktisches Konzept, um die Forschungsergebnisse des Zukunftslabors für verschiedene Zielgruppen ansprechend in Online-Kursen zu vermitteln. Eine technologische Plattform zur Wissensvermittlung haben die Wissenschaftler*innen bereits ausgewählt. Aktuell werden relevante Themen für Online-Kursangebote zusammengestellt, die dann auf der Wissensvermittlungsplattform angeboten werden sollen. Die Wissenschaftler*innen arbeiten außerdem an Konzepten, um physiotherapeutische Übungen sowie fortgeschrittene Methoden der Analyse medizinischer Daten für Gesundheitsfachberufe zu vermitteln. Zu der Frage seines Vortrags (Die Corona-Pandemie als Treiber für Digitalisierung in Aus-, Fort- und Weiterbildung?) zog Bott folgendes Fazit: Schon vor der Corona-Pandemie war die zunehmende Bedeutung digitaler Lehre klar, die Pandemie wird diese Entwicklung deutlich beschleunigen.
Im dritten Vortrag ging es um kontinuierliches Gesundheits-Monitoring in smarten Umgebungen zur individuellen Prognostik und Prävention. Prof. Dr. Thomas Deserno, TU Braunschweig – PLRI, erklärte den Paradigmenwechsel, der sich in den letzten Jahren in der Medizin ergeben hat. In der klassischen Medizin standen Krankheit, Symptome, punktuelle Diagnostik und Therapien im Fokus. Mittlerweile geht es zunehmend um eine andauernde Diagnostik durch individuelle Trendanalysen. Gesundheitsdaten werden über einen langen Zeitraum erhoben, sodass Anzeichen von Krankheiten frühzeitig erkannt und dem Ausbruch einer Krankheit vorgebeugt werden kann. Diese Daten werden über Sensoren und Kameras im Umfeld von Patient*innen erhoben, zusammengeführt und mithilfe Künstlicher Intelligenz ausgewertet. In diesem Zusammenhang besteht auch ein Paradigmenwechsel in der örtlichen Betreuung der Patient*innen. Bisher suchten Patient*innen medizinische Einrichtungen mit entsprechender Technik auf, um dort (stationär) behandelt zu werden. Zukünftig wird sich das mehr und mehr in den privaten Raum verlagern, z. B. durch Smart Implants, Smart Clothes, Smart Wearables, Smart Cars oder Smart Homes. Dabei sind sowohl physische Krankheiten (z. B. gebrochenes Bein) als auch psychische Krankheiten erkennbar. Wie lassen sich psychische Störungen mithilfe von Kameras oder Sensoren erkennen? Oftmals bewirken psychische Störungen ein verändertes Verhalten wie Auf- und Ablaufen in der Wohnung, Schlaflosigkeit und damit veränderte Raum- oder Wassernutzung oder auch hektisches Fahren im Auto. Solche körperlichen Erscheinungen können Kameras und Sensoren wahrnehmen und melden, wenn sie vermehrt oder in einem für die Patient*innen ungewöhnlichen Rhythmus auftreten.
Insgesamt besuchten 27 Personen die drei Vorträge des Zukunftslabors Gesundheit. Neben diesen Vorträgen war das Zukunftslabor auch mit einem virtuellen Messestand vertreten, den Interessenten für gezielte Fragen nutzen konnten.
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