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Jetzt anmelden22.10.2021
Werden wir zukünftig von unserer eigenen Wohnung überwacht? Oder dienen Sensoren in Betten, Stühlen und Badezimmerfliesen wirklich der Vorbeugung von Krankheiten? Darum ging es beim zweiten Digitaltalk Niedersachsen am 21.10.2021 mit dem Thema: „Gesundheitsprävention im Smart Home – Die Überwachung kommt?“ Gastgeber war das Zukunftslabor Gesundheit.
Insbesondere im Gesundheitswesen darf die Digitalisierung kein Selbstzweck sein, sondern muss die Gesundheitsversorgung verbessern. Das Thema des heutigen Abends passt sehr gut dazu. Neue Technologien können Krankheiten schneller erkennen und verhindern. Doch dafür müssen Daten preisgegeben werden, die besonders schützenswert sind – Daten über den Gesundheitszustand von Patient*innen. Dass diese skeptisch sind und Angst vor Missbrauch haben, ist verständlich. Diese Ängste müssen wir ernst nehmen und Technologien schaffen, die zum Wohl der Menschen entwickelt werden.
Das Zukunftslabor Gesundheit hatte Vertreter aus Wirtschaft, öffentlicher Verwaltung und Wissenschaft eingeladen, die Frage des Abends zu diskutieren: Henning Böge (Geschäftsführer der Capical GmbH), Dr. Christoph Lahmann (Stellvertreter der Landesdatenschutzbeauftragten Barbara Thiel), Prof. Dr. Thomas M. Deserno (Stellv. geschäftsführender Direktor des PLRI der TU Braunschweig und der Medizinischen Hochschule Hannover, Standort Braunschweig).
Zu Beginn der Diskussionsrunde fragte Moderatorin Katharina Guleikoff die Gäste im Live-Stream und vor Ort, wie wichtig ihnen der Datenschutz sei und welche digitalen Geräte (z. B. Smart Watch, Alexa) sie nutzten. Über ein Online-Tool konnten sie ihre Einschätzung abgeben. Das Ergebnis: Datenschutz ist den meisten Teilnehmer*innen „ein bisschen wichtig“ und alle Teilnehmer*innen nutzen ein Smart Phone sowie WhatsApp. Diese Ausgangslage nutzte Guleikoff dafür, die Diskussion zu beginnen.
Welche digitalen Innovationen sind im Gesundheitswesen überhaupt denkbar? Dazu zählen z. B. Sensoren in Betten oder in Autositzen, die durch die Materialien hindurch das EKG einer Person messen können – ohne Hautkontakt. Solche Technologien entwickelt die Capical GmbH. Geschäftsführer Böge wies daraufhin, dass die Entwicklung solcher Innovationen durch den Datenschutz nicht verhindert werden dürfte. Hersteller*innen und Kund*innen müssten Wege finden, den Datenschutz zu integrieren. Die Bedenken, dass diese Technologien das Privat- oder Berufsleben der Menschen kontrollieren könnten, teilte Böge nicht. Er sehe die Vorteile, die daraus entstünden: Sensoren, die die Müdigkeit von LKW-Fahrer*innen überprüften, seien zum Schutz der Fahrer*innen gedacht, damit sie rechtzeitig ihre Pause nähmen. Außerdem nutzten die meisten Menschen in ihrer Freizeit Smart Watches und Smart Phones, ohne sich über den Datenschutz zu beschweren. Der Nutzen und das Risiko müssten gegenübergestellt und abgewogen werden.
Lahmann, der stellvertretend für Barbara Thiel eingesprungen war, sprach sich dafür aus, bei der Entwicklung neuer Produkte bereits den Datenschutz mitzudenken. Das sei im Sinne des „Privacy by Design“, welches in der DSGVO verankert sei. Grundsätzlich müsse der Datenschutz mit der IT-Sicherheit Hand in Hand gehen. Mögliche Sicherheitslücken müssten rechtzeitig entdeckt werden, um Datendiebstahl und –missbrauch zu verhindern. Gesundheitsdaten zählten zu den besonderen Kategorien von Daten, weil sie bei Missbrauch zu Einbußen der informellen Selbstbestimmung führten. Nicht nur die Hersteller digitaler Technologien seien in der Pflicht, den Datenschutz voranzutreiben. Sondern auch die Gesetzgeber müssten Fachgesetze erlassen, die die Besonderheiten bestimmter Branchen aufgriffen – wie z. B. die Besonderheiten des Gesundheitswesens.
Prof. Deserno gab einen Einblick in ein Smart Home, das mit Sensoren zur Gesundheitsprävention ausgestattet ist: Sensoren können in Stühlen, im Bett, in Badezimmerfliesen, am Herd oder an Türen angebracht sein. Diese ermitteln dann Vitalparameter wie Blutdruck und Puls oder Bewegungsabläufe von A nach B. Dabei würden keine echten Bilder der Personen aufgezeichnet, sondern nur anonyme Strichmännchen. Die aufgenommenen Daten würden innerhalb des Smart Homes automatisch analysiert (z. B. mit Verfahren der künstlichen Intelligenz) und nur im Notfall weitergeleitet – z. B. an den Notarzt, der gerufen wird, wenn die Person gestürzt ist.
Zum Abschluss der Veranstaltung überreichte ZDIN Geschäftsführerin Dr.-Ing. Agnetha Flore den Redner*innen ein kleines Geschenk und lud alle Interessent*innen ein, auch die nächsten Veranstaltungen des „Digitaltalks Niedersachsen“ zu besuchen:
SAVE THE DATE
Eine Aufzeichnung der Veranstaltungen wird jeweils im Anschluss auf dem YouTube-Kanal des ZDIN veröffentlicht.
Ansprechpartnerin für redaktionelle Rückfragen:
Kira Konrad B. A.
Marketing & Kommunikation
Zentrum für digitale Innovationen Niedersachsen (ZDIN)
Am OFFIS – Institut für Informatik, Escherweg 2, 26121 Oldenburg – Germany
Tel: 0441 9722-435
E-Mail: kira.konrad@zdin.de
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