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Jetzt anmelden26.01.2022
Wird die Digitalisierung in der Landwirtschaft Prozesse nachhaltiger und effizienter gestalten? Wie digital sind die Höfe in Niedersachsen bereits? Welchen Herausforderungen stehen Landwirt*innen gegenüber? Diese Fragen diskutierten Anna Kebschull (Landrätin des Landkreises Osnabrück), Frederik Langsenkamp (Betriebsleiter des Hofes Langsenkamp) sowie Prof. Dr. Barbara Sturm (Humboldt Universität zu Berlin) beim fünften „Digitaltalk Niedersachsen“ am 20.01.2022. Eingeladen hatte das Zukunftslabor Agrar, dessen Sprecher die Veranstaltung eröffnete:
Im Zukunftslabor Agrar gehen wir zwei übergeordneten Fragestellungen nach. Zum einen beschäftigen wir uns mit der geschützten Transparenz. Dabei handelt es sich um den Zwiespalt, Daten aus dem landwirtschaftlichen Betrieb einerseits teilen zu wollen, um z. B. Prozesse auszuwerten und zu verbessern. Andererseits sollen diese Daten aber auch im Sinne des Betriebsgeheimnisses geschützt werden. Dieses Spannungsverhältnis gilt es zu lösen. Zum anderen hinterfragen wir, ob und wie Digitalisierung in der Landwirtschaft zu sozialer, ökonomischer und ökologischer Nachhaltigkeit führen kann.
Aufgrund der hohen Corona-Inzidenz fand diese Ausgabe des „Digitaltalks Niedersachsen“ komplett online statt. Die Zuhörer*innen konnten ihre Anmerkungen und Fragen über eine Chat-Funktion auf der Website des ZDIN einbringen. Moderatorin Katharina Guleikoff führte durch die Veranstaltung und streute Fragen aus dem Online-Publikum ein.
Im Laufe der Diskussion wurde schnell deutlich, dass die Speaker*innen große Chancen in der Digitalisierung der Landwirtschaft sehen, insbesondere in Bezug auf Nachhaltigkeit und Effizienz. Kleine, autonome Roboter können z. B. gezielter und passgenauer Unkrautmittel auf dem Acker ausbringen, wodurch weniger Pestizide eingesetzt werden. Außerdem wird der Boden dadurch weniger verdichtet, da die Roboter nicht so groß und schwer sind wie üblicherweise eingesetzte Maschinen.
Die Landwirtschaft braucht verlässliche Rahmenbedingungen
Frau Kebschull merkte an, dass sich der Beruf der Landwirt*innen durch die Digitalisierung stark verändern werde und dass es Aufgabe der Politik sei, verlässliche Rahmenbedingungen und Strukturen für diese Veränderungen zu schaffen. Davon erhoffe sie sich, dass auch kleine Familienbetriebe, deren Zahl kontinuierlich abnehme, von der Digitalisierung profitieren und ihren Hof erhalten können. Familienbetriebe hätten ein ureigenes Interesse daran, mit ihren Ressourcen nachhaltig umzugehen – im Gegensatz zu Großkonzernen, die vorrangig profitorientiert arbeiteten. Als Landrätin sehe sie sich in der Rolle, zwischen Landwirt*innen, Verbänden und Wissenschaftler*innen zu vermitteln, um gemeinsam zukunftsfähige Lösungen zu fördern.
Innovative Lösungen müssen für die Landwirt*innen vor allem wirtschaftlich rentabel sein, erklärte Herr Langsenkamp. Viele Betriebe scheuten vor Investitionen in neue Technologien zurück, weil sie aktuell keine Planungssicherheit hätten. Außerdem bestünden Bedenken wegen der Datenhoheit und auch die Betriebsgröße spiele eine Rolle bei der Digitalisierung. Er setze Hoffnung in die neue Landesregierung, finanzielle Anreize für eine nachhaltigere Landwirtschaft zu geben. Dadurch würden Investitionen in innovative Technologien gefördert, da z. B. die teilflächenspezifische Ausbringung von Düngemittel mithilfe von Robotern sowohl ökonomische Einsparungspotenziale als auch einen ökologischen Mehrwert habe. Darüber hinaus müsse sich auch die Ausbildung von Agrarfachkräften verändern, sodass mehr digitale Themen in den Berufsschulen und an den Universitäten in den Lehrplan einfließen.
Digitalisierung sollte Bestandteil der landwirtschaftlichen Ausbildung werden
Frau Prof. Sturm unterstrich, dass neue Technologien und Verfahren in die Lehre eingebunden werden müssen. Die Digitalisierung biete die Möglichkeit, Zusammenhänge herzustellen, wodurch z. B. das Monitoring der Biodiversität verbessert werden könnte. Darüber hinaus verwies sie auf das Problem der Datenhoheit: Das Recht an den Daten, die Kameras, Sensoren, Roboter oder sonstige Maschinen auf dem landwirtschaftlichen Hof erheben, bleibe bei dem Hersteller des entsprechenden Produktes und gehe nicht an die Landwirt*innen über. Dadurch verdienten die Hersteller Geld mit den Daten, die eigentlich den Landwirt*innen gehören sollten. Dieser Sachverhalt werde zu wenig thematisiert, obwohl es hierfür dringend eine Lösung benötige.
Das Interesse an der Digitalisierung in der Landwirtschaft wurde auch im Chat deutlich. Aus dem Online-Publikum kamen zahlreiche Fragen und Anmerkungen, die Moderatorin Guleikoff in die Diskussion einfließen ließ. Geschäftsführerin Dr.-Ing. Agnetha Flore freute sich über die rege Beteiligung des Publikums und bedankte sich am Ende der Veranstaltung für die interessanten Anregungen. Der Austausch zwischen Wirtschaft, Gesellschaft und Wissenschaft sei ein zentrales Ziel des ZDIN. Außerdem bedankte sich bei den Speaker*innen für die spannenden Einblicke in ihre Arbeit und in die Digitalisierung der Landwirtschaft. Moderatorin Guleikoff wies zum Abschluss auf die nächste Veranstaltung des „Digitaltalk Niedersachsen“ hin, die vom Zukunftslabor Mobilität ausgerichtet wird:
17.02.2022: Ferngesteuerte Autos – Gefahr durch Hacker?
Die Aufzeichnung des fünften „Digitaltalks Niedersachsen“ wird das ZDIN zeitnah auf seinem YouTube-Kanal veröffentlichen. Eine Übersicht über alle bisherigen Aufzeichnungen befindet sich auch auf der Website des ZDIN.
Ansprechpartnerin für redaktionelle Rückfragen:
Kira Konrad B. A.
Marketing & Kommunikation
Zentrum für digitale Innovationen Niedersachsen (ZDIN)
Am OFFIS – Institut für Informatik, Escherweg 2, 26121 Oldenburg – Germany
Tel: 0441 9722-435
E-Mail: kira.konrad@zdin.de
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